Therme Loipersdorf Funpark
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Therme Loipersdorf Funpark
Anfang des Jahres 2011 wurde in intensiver Zusammenarbeit des Planungsteams die Einreichplanung für das Projekt FUNPARK a la Loipersdorf erstellt. Es war eine herausragende Leistung notwendig, damit binnen acht Wochen die Ausschreibungen für die ersten großen Gewerke wie etwa Teil-GU (Baumeister bis „Hülle dicht“), Badewassertechnik, HKLS (Heizung-Klima-Lüftung-Sanitär) und Elektroarbeiten versandt werden konnten. Ein erwähnenswertes Detail am Rande ist, dass aufgrund der Komplexität des Bauvorhabens, das heißt ein Umbau während des laufenden Betriebes inkl. aller notwendigen Sicherungs- und Lärmschutzmaßnahmen gegenüber den Badegästen, beim Teil-GU mehr als 90 % aller Leistungen in Z-Positionen (Sonderpositionen, welche nicht einer Standard-Leistungsbeschreibung entsprechen) zur Ausschreibung kamen. In dieser Phase wurden auch entscheidende Weichen hinsichtlich des Budgets gestellt. Die neuen Anforderungen sowie der deutlich erhöhte Leistungsumfang resultierten in Gesamtkosten von € 4,5 Mio. Diese Kosten wurden unter der Prämisse eines „Kostendeckels“ auf diese Summe genehmigt. Quasi nebenbei wurden sämtliche Einreichunterlagen der Bau- und der Gewerbebehörde zur Überprüfung vorgelegt. Die behördlichen Genehmigungen konnten ohne größere Komplikationen erlangt werden. Dies war bereits ein erstes Zeichen, dass sämtliche Unterlagen trotz des enormen Zeitdrucks in einer sehr guten Qualität erstellt worden waren. Nach intensiven Verhandlungen mit den potentiellen Firmen konnte mit Mitte April 2011 mit den Bauarbeiten begonnen werden. Parallel dazu lief die Ausführungsplanung auf Hochtouren, wobei vor allem das Zusammenspiel zwischen Rutschenhersteller, Technikgewerke und Architektur die größte Herausforderung mit sich brachte und ständig neue Lösungsansätze erforderte.
Die einzelnen, zu errichtenden, Bauwerke lassen sich wie folgt untergliedern:
Der Wasserpark wurde direkt zwischen dem Sport- und dem Spielbecken errichtet. Dazu wurde das bestehende Inselcáfe (Stahlkonstruktion mit Wandverglasung und Flachdach) mit einer Fläche von ca. 60 m² abgebrochen. Auf die bestehende darunterliegende Gebäudestruktur wurde eine 130 m² große Stahlbetonplattform, auf welcher der neue Wasserpark mit einer Raumhöhe von durchschnittlich 5 m gebaut wurde, errichtet. Das Spezielle hierbei ist, dass dieses Bauwerk auf drei Seiten mit 3,0 m, 3,5 m und 2,5 m über die Becken auskragt. Hierfür war eine Spezialkonstruktion notwendig, damit einerseits dieses Bauwerk errichtet und andererseits die Becken während der Bauphase in Betrieb gehalten werden konnten.
Im neuen Wasserspielpark wurde erstmals eine einzigartige Verbindung eingegangen – Holz und Wasser. Betritt man den Raum, begegnet einem eine Art „Steirischer Zauberwald“ der über einem hügeligen „Waldboden“ schwebt. Konkret bedeutet dies eine höher gelegene Ebene mit Holzhütten und Verbindungsbrücken, die nach unterschiedlicher Geschicklichkeit bewältigt werden können. Eine Kletternetzbrücke sowie eine Stiege führen auf diese höhere Ebene, welche komplett frei von der Decke abgehängt wurde. Inmitten dieser Hütten befinden sich zwei ausgehöhlte Baumstämme, die zu den beiden Sprühkanonen führen. Von dort aus hat man dann ein freies „Schussfeld“, um die tiefer gelegenen Bereiche ordentlich mit Wasser zu versorgen. Ein weiteres Highlight ist sicherlich der Wasserkübel. Dieser hat einen kontinuierlichen Wasserzufluss und ergießt sich je nach Erreichen eines maximalen Füllungsgrades im Abstand von einigen Minuten über ein Dach auf die darunter sich aufhaltenden Besucher. Neben zwei kleinen Kinder-Edelstahlrutschen bietet der Boden auch eine interessante Neuheit. Ein speziell ausgeformter hügeliger Boden, in Anlehnung an das „oststeirische Hügelland“, mit einem eigens entwickelten, elastischen und rutschsicheren Boden in einer natürlichen Optik belebt den Raum zusätzlich. Darauf befinden sich neben einem sogenannten Bodendrachen auch zwei kleine „Schaffel“, wo die Kinder nach Herzenslust mit dem Wasser spielen und pritscheln können.
Der Hauptzugang zur Landehalle erfolgt über das bestehende Treppenhaus, welches zwischen Ruheraum und Baby-Beach situiert ist, über eine neue Treppe. Der Aufgang zum Rutschenturm erfolgt ebenfalls über eine neue Treppe, welche exakt darüber angeordnet wurde. In der Rutschenhalle ist ein gemeinsames Edelstahl-Landungsbecken situiert, in welchem alle Rutschen ankommen. Hier landen eine Körperrutsche, eine Trichterrutsche mit Reifen und eine Röhren-Doppelrutsche mit Reifen. Die Reifenrutschen können sowohl mit Einzel- bzw. Doppelreifen gerutscht werden. Über eine eigene verglaste Bademeisterkabine wird das Landungsbecken überwacht. Durch eine doppelflügelige Glastüre gelangt man direkt in den Freibereich der Therme. Somit ist in den Sommermonaten auch eine optimale Anbindung von außen geschaffen. An die Rutschenhalle angegliedert ist eine Technikzentrale für Lüftungs-, Elektro und Wassertechnik, welche aus Instandhaltungszwecken direkt an die bestehende Technikzentrale unter dem Baby-Beach angeschlossen wird. Direkt unter der Rutschenhalle befindet sich ein 270 m³ großes Rutschenpufferbecken mit anschließendem Pumpenraum und Kollektor für die Rohrleitungsführung zum Rutschenstart.
Über das bestehende Treppenhaus gelangt man über eine neue Treppenanbindung zum Rutschenstart. Für den Rutschenstart wurde das bestehende Stiegenhaus um ein Geschoss aufgestockt. Von hier starten die Rutschen, biegen nach ca. 25 m nach links ab, um nach diversen Kurven, Jumps und Speed-Strecken wieder in der Landehalle anzukommen. Damit diese Rutschen betrieben werden können, ist es notwendig, 1.200 m³ bzw. 1,2 Mio. Liter Wasser pro Stunde umzuwälzen. Diese Zahl steht stellvertretend für die technischen Anforderungen an diese Anlage.
Nun zu den vielleicht wichtigsten Komponenten des Projekts – die Rutschen:
In nur 6 Wochen Bauzeit wurde die bestehende Black-Hole Rutsche demontiert und eine neue Rutsche gebaut. Das Besondere war, dass der bestehende Stahlbau der alten Rutsche 1:1 übernommen wurde und die exakt selbe Linienführung nachgebaut wurde. Die neue Panoramarutsche ist eine Körperrutsche, wobei die untere Halbschale der Röhre fugenlos aus Edelstahl hergestellt ist. Die Oberschale ist aus einer transparenten Makrolonabdeckung, besser bekannt unter dem Namen Plexi- oder Acrylglas. Die Rutsche ist 100 m lang und weist ein durchschnittliches Gefälle von ca. 10 % auf. Der Start ist vom bestehenden Rutschenturm neben der Freiterrasse und die Landung im Spielbecken.
Die Turborutsche ist vom System her ident mit der Panoramarutsche. Eine fugenlose Edelstahl-Unterschale mit einer Makrolonabdeckung. Der wesentliche Unterschied hierbei ist jedoch der aufkommende Adrenalinfaktor. Mit „nur“ 60 m Länge bei einem Höheunterschied von ca. 12 m ergibt sich ein durchschnittliches Gefälle von 20 %. Es wird mit Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h gerechnet. Dass die Sicherheit auch für solche Anlagen eine wesentliche Rolle spielt, kann man am Beispiel der Turborutsche erkennen. Neben der standardmäßigen Videoüberwachung und Ampelregelung kommen noch zusätzliche Drehkreuze am Start und nach der Landung zum Einsatz. Das Drehkreuz am Start gibt erst „frei“, wenn das Drehkreuz an der Landung vom vorhergehenden Rutscher passiert wurde. Somit ist es sicher, dass sich keine andere Person in der Rutsche befindet, dies ist bei diesen Geschwindigkeiten unerlässlich.
Auf den ersten Blick erscheint bei einer Trichterrutsche für den „Kenner“ keine große Neuerung. Jedoch liegt, wie bei so vielen Dingen, die Herausforderung im Detail versteckt. Vielen ist sicherlich auch noch aus der eigenen Kindheit eine Trichterrutsche ein Begriff. Man rutscht am eigenen Körper einen „Zulauf“ in Richtung Trichter, dreht sich dort ein paar Mal im Kreis, um dann unweigerlich in der Mitte durch den „Plumpsauslauf“ wieder ins Wasser zu fallen. Wenn auch mit einem nicht zu vernachlässigendem Fun-Faktor versehen, ist das Thema des Verletzungsrisikos sowie der permanenten Badeaufsicht bei der Landung nicht in den Griff zu bekommen. Es war eine der Studienreisen im Jahr 2010 in die Türkei, welche das Projektteam der Therme auf eine größere Variante eines Trichters stoßen ließ. Eine Reifen-Trichterrutsche mit einem Durchmesser zwischen 6,5 m mit der kleinsten und bis zu 10 m in der größten Variante. Geworden ist es schlussendlich ein Trichter mit 8,5 m Durchmesser, der mit Einzel- und Doppelreifen betrieben werden kann. Dieser Trichter wird von der Fa. wiegand.maelzer als einzige Rutsche aus Kanada zugekauft, und zwar von dem Weltmarktführer „proSlide“. Diese hat ein patentiertes System des Trichterauslaufes, den sogenannten „Cork Screw“. Wie bereits der Name sagt, wird der Rutscher wie bei einem Korkenzieher kontinuierlich in die Mitte des Trichters geführt, wo ein gegenläufiger Wasserstrahl den Rutschreifen in die Zielröhre „schießt“, sobald die Geschwindigkeit zu gering wird, um noch eine Runde im Trichter zu drehen. Spannend wird es auch bei Schönwetter. Die vollkommen transparente Abdeckung des Trichters, welche wie bei den Rutschen eine Stahl-Makrolon-Kombination bildet, kann dann zu einem Viertel wie ein Cabrio geöffnet werden. Diese Kombination macht auch diese Rutsche weltweit einzigartig.
Das absolute Highlight des gesamten Projektes, ist die mit der Fa. wiegand.maelzer eigens entwickelte Racer-Rutsche. Es handelt sich hierbei um die erste Doppelreifen-Wettkampfrutsche der Welt. Einzigartig ist hierbei auch die Kombination der Materialien. Der Start mit Formel 1 Ampelanlage führt über eine gemeinsame Edelstahlgerade mit durchgehender Makrolonabdeckung, wobei die beiden Kontrahenten im „Head-to-Head“ Vergleich permanenten Sichtkontakt – nur getrennt durch eine halbhohe Edelstahl-Mittelwand – haben. Danach geht es in einen 360° Black-Hole Abschnitt aus GFK. In diesen Abschnitten bietet sich eine weitere Besonderheit für die Wettbewerber. Auf der gesamten Bahn verteilt, welche 2 x 136 m lang ist, sind Sensoren positioniert. Diese messen nicht nur die Zeit, sondern vergleichen auch permanent die beiden Wettbewerber. Dieser Abgleich wird mittels in den Black-Hole Abschnitten positionierten LED-Leuchten an die Rutscher weitergegeben. Leuchtet diese in der jeweiligen Bahn grün, so ist dieser Teilnehmer vorne. Leuchtet diese rot, so weiß derjenige, dass er auf den nächsten Metern noch alles herausholen muss, um zu gewinnen. Motorengeräusche bringen noch zusätzlichen Renncharakter in die Bahn. Nach dem ersten GFK Abschnitt folgt eine volltransparente Röhre aus Acrylglas, welche das Gefühl vermittelt zwischen den Rutschenabschnitten herauszufallen. Danach kommt die sogenannte „Parabolika“, eine Black-Hole Kurve, welche genau über den darunter liegenden Trichter führt. Anschließend folgt wieder eine gemeinsame Edelstahl-Strecke mit transparenter Abdeckung. Durch die „Herz-Kurve“ kommt man dann zu einem gemeinsamen Finish-Bereich, wieder nur getrennt durch eine halbhohe Edelstahlwand in der Mitte der „Rennbahn“. Nachdem man auf den letzten Metern noch alles aus sich herausgeholt hat, ertönt der Zieljubel und die Fotoanlage löst das Zielfoto aus. Um die Chancengleichheit zu erhalten, sind die beiden Bahnen so konstruiert, dass diese bis auf 2 cm exakt gleich lange sind. Wem das noch immer nicht reicht, der hat die Möglichkeit mittels Registrierung an eigens dafür gebauten Terminals in der Therme mittels der Thermenuhr seine ganz persönliche Rutschenzeit mit anderen zu vergleichen.
Fakten
Projektzeit
03|2011 bis 11|2011
Auftraggeber
Thermalquellen Loipersdorf GesmbH & Co KG
Straße
Loipersdorf 152
PLZ
8282
Stadt
Loipersdorf
Land
Österreich